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Naturschutz

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Ein intakter Naturhaushalt - wichtiger denn je!

Ein nachhaltiger Strukturwandel in den Bergbaufolgelandschaften kann nur unter angemessener Berücksichtigung des Naturschutzes gelingen. Unsere Ökosysteme sind derzeit jedoch durch verschiedenste Faktoren einer enormen Belastung ausgesetzt. Der fortschreitende Klimawandel und die damit verbundene Häufung von Extremwetterereignissen verdeutlichen die Defizite und ökologischen Grenzen unserer Umwelt. Anhaltende Dürreperioden und wiederkehrende Hochwasserereignisse erfordern standortangepasste, resiliente Ökosysteme und eine Steigerung des natürlichen Wasserrückhalts in der Fläche. Intakte Ökosysteme verrichten eine Reihe unverzichtbarer Dienstleistungen, wie beispielsweise Filterfunktionen, Bestäubung oder die Regulation des Mikroklimas. Im Bemühen um eine Reduktion der Treibhausgasemissionen spielt daneben die Kohlenstoffspeicherung in Wäldern und Mooren eine entscheidende Rolle. Zeitgleich vollzieht sich, unter anderem verursacht durch die anthropogene Landnutzung, ein dramatischer Artenschwund.

Der Schutz einer intakten Natur ist durch gesetzliche Vorgaben auf unterschiedlichen administrativen Ebenen festgeschrieben – etwa dem Sächsischen Naturschutzgesetz oder dem Bundesnaturschutzgesetz. Die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH), sowie die Vogelschutz-Richtlinie der Europäischen Union machen dezidierte Vorgaben zum Schutz der Arten und ihrer Lebensräume, welche durch entsprechendes Management und Monitoring gepflegt und dokumentiert werden müssen. Resultierende FFH- und Vogelschutzgebiete werden im europäischen Schutzgebietsnetzwerk Natura 2000 zusammengefasst.

Ein intakter Naturhaushalt ist heute, im Zeichen von Klimawandel und Biodiversitätskrise, aber auch als sozioökonomischer Standortfaktor, wichtiger denn je!

Naturschutz in den Bergbaufolgeregionen

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Die großflächige Abtragung und Umformung der Landschaft durch den Braunkohletagebau führte vielerorts zu Verlust oder Beeinträchtigung wasserabhängiger Ökosysteme wie Fließgewässerauen, Moore oder Feuchtgebiete. Auch ganze Naturschutzgebiete (NSG) wie beispielsweise das NSG Urwald Weißwasser oder das NSG Altteicher Moor und Große Jeseritzen wurden durch die Braunkohleförderung zerstört.

Neben weiteren physikalischen Faktoren wie der Verlegung von Fließgewässern oder dem Absenken des Grundwasserspiegels, stellen vor allem bergbaubürtige Stoffeinträge eine Belastung der Gewässerökosysteme dar. Die aus der Pyritverwitterung resultierende Versauerung der Gewässer schränkt u. a. die Reproduktionsfähigkeit von Fischen und Amphibien ein, ausgeschwemmtes Eisenoxid führt zu einer Verockerung der Flussläufe und kann toxisch auf die dort lebenden Wasserorganismen wirken.

Im Laufe der Zeit bildeten sich auf den ehemaligen Tagebauflächen jedoch auch wertvolle Sekundär-Lebensräume für eine Vielzahl an Arten heraus. Die strukturreiche, heterogene Landschaft mit ihrer hohen Dynamik ermöglicht die Entwicklung einer großen biologischen Vielfalt. Insbesondere die großflächig unzerschnittenen und nährstoffarmen Kippen stellen durch ihren oftmals niedrigen pH-Wert sowie geringe Wasserverfügbarkeit Extremstandorte dar, wie sie außerhalb der Bergbaufolgelandschaft kaum zu finden sind. Diese Flächen werden bevorzugt durch konkurrenzschwache oder stark spezialisierte Arten, wie etwa den Brachpieper (Anthus campestris) oder das Zwerg-Filzkraut (Filago minima) besiedelt. Die ökologischen Entwicklungspotenziale dieser neu entstandenen Landschaften bestmöglich zu nutzen birgt große Chancen für den Naturschutz ebenso wie für den Erhalt eines lebenswerten und attraktiven Wohn- und Arbeitsumfelds in der Region.

Projektziele

Fachthemen des Bereichs Naturschutz im RegioNet Kontext  © RegioNet WasserBoden
  • Analyse, Bewertung von Flächennutzungsmöglichkeiten sowie des ökologischen Entwicklungspotenzials der Strukturwandelregionen einschließlich der Bergbaufolgelandschaften
  • Bereitstellung aufbereiteter Naturschutzfachdaten zur fachübergreifenden Bearbeitung bzw. Abstimmung
  • Unterstützung bzw. Begleitung von Pilotprojekten mit Modellcharakter für eine nachhaltige Entwicklung unter Berücksichtigung naturschutzfachlicher Maßgaben

Allgemeine Charakteristik

Ursprünglich gehörte das heute vom Bergbau stark überformte Gebiet des Oberlausitzer Bergbaureviers in Teilen zum Oberlausitzer Heide- und Teichgebiet, im nordöstlichen Bereich zur Muskauer Heide mit dem Lausitzer Grenzwall sowie am westlichen Rand zu den Königsbrück-Ruhlander Heiden. Reste dieser Naturraumstruktur sind nach dem industriellen Braunkohlebergbau nur noch vereinzelt vorhanden, sodass die Bergbaufolgelandschaft heute als eigenständiger „Naturraum“ einen ganz eigenen Charakter trägt.

Aus den Tagebaurestlöchern entstanden nach der Einstellung des Braunkohletagebaus durch Grundwasserwiederanstieg und aktive Flutung seit Mitte des 20. Jh. zahlreiche Seen, die künftig als „Lausitzer Seenland“ die größte anthropogen entstandene Wasserlandschaft Europas darstellen werden. Die Stillgewässer haben sich schon heute zu bedeutenden Habitaten für durchziehende, rastende und brütende Wasservögel herausgebildet, weshalb hier zahlreiche EU-Vogelschutzgebiete (sog. SPA Special Protection Areas) ausgewiesen wurden, bspw. das SPA Bergbaufolgelandschaft bei Hoyerswerda.

Moore

Dubringer Moor  © M. Denner, LfULG

Vor der tiefgreifenden Veränderung der Landschaft durch den Braunkohleabbau war die Lausitz aufgrund hoher Grundwasserstände vielfach von feuchten und sumpfigen Lebensräumen geprägt. Heute sind die ehemals großflächigen Moore und Feuchtgebiete vielerorts nur noch reliktisch vorhanden und degeneriert.

Mit dem Dubringer Moor südwestlich von Hoyerswerda befindet sich eines der größten zusammenhängenden Moore Sachsens in der Lausitz. Durch Austrocknung und Verschilfung sowie stoffliche Belastungen, u. a. aus dem Altbergbau, sind hier charakteristische Moor-Lebensraumtypen, wie Übergangs- und Schwingrasenmoore, Birken-Moorwälder oder Feuchte Heiden, gefährdet.

Durch den Wiederanstieg des Grundwassers nach Beendigung der Tagebausümpfung entstehen Chancen für die Wiedervernässung geeigneter Standorte und damit für die Regeneration von Mooren und Feuchtgebieten. Besonders auch unter dem Aspekt des Klimawandels ist Moorschutz eine bedeutende Aufgabe. Denn während intakte Moore als Kohlenstoffspeicher und sogar -senken wirken und damit einen wirksamen Baustein zum Klimaschutz darstellen, emittieren durch Entwässerung geschädigte Moore große Mengen CO2 und tragen erheblich zum Anstieg von Treibhausgasen in der Atmosphäre bei.

Teiche und Teichwirtschaft

Unmittelbar südlich an das Lausitzer Revier angrenzend, und auch über das Gewässernetz mit diesem verbunden, liegt das Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft. Die Teichwirtschaft ist nicht nur ein traditionsreicher Wirtschaftszweig in der Region, sondern trägt mit dem Erhalt der Teiche als Lebensräume für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten auch maßgeblich zur sächsischen Artenvielfalt bei. Durch den Bergbau sind in der Vergangenheit viele Teiche verloren gegangen. Heute sind viele der Teiche aufgrund ihrer ökologischen Charakteristika als Lebensraumtypen nach FFH-Richtlinie geschützt. Dementsprechend ist deren Erhalt sowohl unter den Herausforderungen eines sich verändernden regionalen Wasserhaushalts, als auch aus naturschutzfachlichen Gesichtspunkten ein wichtiges Anliegen. Die Teiche wurden vom Menschen geschaffen und können nur im Zuge einer Teichpflege und -nutzung als solche erhalten werden. Dafür ist es erforderlich, den Einklang von ökologischen und naturschutzfachlichen Zielen mit wirtschaftlichen Erfordernissen zu erhalten bzw. zu verbessern.

Allgemeine Charakteristik

Der Großteil des Mitteldeutschen Reviers südlich von Leipzig gehörte ehemals zum Naturraum „Leipziger Land“, der heute noch den Raum nördlich und östlich der Stadt prägt. Mit der Einstellung des Braunkohlebergbaus sind im Leipziger Süden großflächige Tagebaurestseen im Entstehen, die heute als „Leipziger Neuseenland“ ein neues Landschaftsbild prägen. Als beliebtes und bedeutendes Naherholungsgebiet in der dichtbesiedelten Metropolregion Leipzig-Halle ist die Landschaft steigendem Nutzungsdruck ausgesetzt. Naturschutz und Tourismus treten hier in einen Interessenskonflikt, müssen sich jedoch nicht gegenseitig ausschließen. Um die vielfältigen Nutzungsambitionen in den wiedergewonnenen Landschaften auszugleichen und die besondere Artenvielfalt der Bergbaufolgeregion zu erhalten, bedarf es einer interessensgerechten Abstimmung und geeigneter Kompromissfindung.

Biotopverbund

Im Nordwesten Sachsens überwiegt eine waldarme, dicht besiedelte und stark agrarwirtschaftlich genutzte Landschaft, die über weite Strecken nur wenig strukturierende Elemente aufweist. Großräumige Nutzflächen werden dadurch zu schwer überwindbaren Barrieren für viele Tier- und Pflanzenarten, deren Lebensräume zusehends „verinseln“. In Folge werden natürliche Wanderungsbewegungen und genetischer Austausch behindert. Die stärkere Vernetzung von Habitaten und Biotopen untereinander ist daher für den Artenschutz ein bedeutendes Anliegen. Im Bereich ehemaliger Braunkohletagebaue führen die im Rahmen der Rekultivierung erfolgten Aufforstungen bereits zu einer Erhöhung des Waldanteils der Region. Dennoch ist darüber hinaus zur Stärkung des Biotopverbundes eine bessere Vernetzung, vor allem auch die bessere Durchgängigkeit zwischen den Bergbaufolgeflächen, dringend notwendig.

Auenrevitalisierung

Leipziger Auwald  © F. Klenke, Archiv Naturschutz, LfULG

Auen, die natürlichen Überschwemmungsgebiete an Fließgewässern, sind durch schwankende Wasserstände beeinflusst und an diese Dynamik angepasst. Typische Lebensräume, wie Auwälder oder Auenwiesen sowie zahlreiche Arten, wie Mittelspecht (Leiopicus medius), Rotbauchunke (Bombina bombina) oder zahlreiche Frühjahrsblüher kommen hier vor und machen Auen in Mitteleuropa zu Hotspots der Biodiversität. Darüber hinaus erfüllen intakte Auen als Kohlenstoffspeicher, mit ihrer Filter- und Pufferwirkung, durch ihr kühlendes Mikroklima oder als Wasserrückhalteflächen zum Hochwasserschutz wichtige Ökosystemfunktionen. Die auentypische Wasserstandsdynamik wurde jedoch vielerorts durch anthropogene Einflüsse unterbunden und gestört, v. a. durch Fließgewässerregulierungen, Gewässerausbau, Eindeichungen oder Anlage von Wehren und Kanälen, weshalb viele Lebensräume und Arten der Aue stark gefährdet sind.

Einer der größten erhaltenen Auwaldbestände Mitteleuropas ist der bekannte Leipziger Auwald, der den Westen und Süden der Großstadt als ein 2-4 km breites grünes Band entlang der Flüsse Weiße Elster, Pleiße und Luppe durchzieht. Auch er ist durch die genannten Fließgewässerregulierungen gestört und gefährdet. Darüber hinaus führten Grundwasserabsenkungen im Zuge des Braunkohlebergbaus zu weiterer Austrocknung. Südlich von Leipzig wurden wesentliche Teile des Auwaldes durch den Braunkohleabbau auch direkt zerstört.

Den Zustand der Auen in Sachsen zu verbessern, ist zentrales Anliegen des Sächsischen Auenprogramms, welches die Wiederherstellung naturnaher Auen und die Wiederanbindung geeigneter Fließgewässerabschnitte an die Überflutungsdynamik anstrebt. Zu den Potenzialgebieten des Auenprogramms gehören im Raum Leipzig neben dem Leipziger Auwald auch die Pegau-Zwenkauer Elsteraue oder die Vereinigte Mulde zwischen Eilenburg und Bad Düben.

Mehr zum Thema Naturschutz und Braunkohlebergbaufolgen finden Sie u. a. unter folgenden Links:

Bei Fragen oder Anregungen wenden Sie sich gerne an die zuständigen Bearbeiter (Team und Kontakte) oder an das Funktionspostfach regionet.wasser.boden.lfulg@sachsen.de.

 
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