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Oberflächenwassermenge und Gewässerbewirtschaftung

Palmengartenwehr in Leipzig  © LfULG

Im Spannungsfeld zwischen Bedarf und Dargebot

Die Kenntnis der räumlich und zeitlich verfügbaren Wassermengen ist von essenzieller Bedeutung für ein nachhaltiges Wassermanagement in den Regionen. In den Bergbaufolgelandschaften wurde die Gewässerlandschaft an die Bedürfnisse des Bergbaus angepasst, mit erheblichen Folgen für den Gebietswasserhaushalt und die Gewässerbewirtschaftung. Neben der Neuanlage, Begradigung, Ausbau, Abdichtung oder der technischen Umverlegung vieler Fließgewässer, prägen zukünftig vor allem künstliche Tagebaufolgeseen die Region.

Um in diesen künstlich veränderten Gewässerlandschaften stabile Wasserverhältnisse für alle Nutzer gewährleisten zu können, unterliegt das System einer komplexen Bewirtschaftung. Neben der Bereitstellung von Trink- und Brauchwasser sind dabei die besonderen Bedürfnisse aus Tourismus und Hochwasserschutz sowie die ökologischen Anforderungen, wie Niedrigwasseraufhöhung, Wasserqualität und Gewässerstruktur, zu berücksichtigen.

Wassermenge im Struktur- und Klimawandel

© LfULG

Menschen, Natur und Wirtschaft haben sich über die Grenzen der sächsischen Braunkohlereviere hinaus an die komfortablen bergbaulich geprägten hydrologischen Verhältnisse gewöhnt. Der anstehende Ausstieg aus der Braunkohleförderung führt jedoch zu einem Strukturwandel im Mitteldeutschen sowie Lausitzer Revier und stellt die hydrologischen Systeme in den Regionen vor große Herausforderungen. Einhergehend mit dem Auslaufen der Kohleförderung endet die Einleitung von Sümpfungswasser aus den Tagebauen, die bislang die Wasserführung in den Fließgewässern in Zeiten ausgeprägter Dürren stützte. Gleichzeitig wird für die Neuansiedlung bzw. Erweiterung von Industriestandorten im Sinne des Strukturwandels zusätzliches Wasser benötigt, welches sowohl mengenmäßig als auch in entsprechender Qualität bereitgestellt werden muss. Das nachbergbauliche Wasserdargebot in den sächsischen Braunkohlerevieren wird jedoch nach aktuellen Erkenntnissen den zukünftigen Bedarf nicht decken können. Klimaprognosen lassen zusätzlich eine Zunahme wetterbedingter Extremsituationen erwarten, die vor allem in Form verstärkter Dürreperioden die Versorgungssicherheit gefährden können. Um diesen vielfältigen Herausforderungen gerecht zu werden, bedarf es einer regional neu ausgerichteten Mengenbewirtschaftung, die sich an zukünftigen Randbedingungen orientiert und die erforderliche strukturelle Neuausrichtung der Regionen unterstützt.

Projektziele

Prinzipskizze eines ausgeglichenen Wasserhaushalts  © LTV

Um zukünftigen Nutzungskonflikten vorzubeugen, bedarf es einer Anpassung der Wasserinfrastruktur und des Wassermanagements auf Grundlage einer soliden Datenbasis sowie von Prognose- und Bilanzwerkzeugen. Die Projektmitarbeiter/-innen begleiten die lokalen Akteure und Gremien bei der Umsetzung geplanter Vorhaben durch z. B. eine passgenaue Bereitstellung von Fachinformationen und Erarbeitung von Konzepten. Zentrale Anliegen sind dabei:

  • Aufbau und Betreuung regionalisierter Modelle zur Wassermenge und Flussgebietsbewirtschaftung einschließlich der Erarbeitung von Bewirtschaftungsgrundlagen,
  • die Bewertung des aktuellen und zukünftigen Wasserhaushaltes in den Revieren,
  • die Untersuchungen zur Speicherbewirtschaftung und Prüfung von Speicherraumerweiterung in den Revieren
  • die Ableitung der Wirksamkeit von Wassermanagementmaßnahmen,
  • Unterstützung bei der Bewertung wirtschaftlicher Neuansiedlungen sowie
  • von hydrologischen Extremereignissen.

Das Lausitzer Revier erstreckt sich über die Bundesländer Sachsen und Brandenburg und auf die Einzugsgebiete der Schwarzen Elster, der Spree und der Lausitzer Neiße. Daher ist eine länderübergreifende Betrachtung notwendig (vgl. Abbildung). Durch den Bergbau wurde die Gewässerstruktur im Lausitzer Revier künstlich überprägt. Die Flutung und wasserwirtschaftliche Steuerung der entstandenen Tagebaufolgeseen sowie die Bewirtschaftung der Talsperren Quitzdorf und Bautzen beeinflussen die Abflussverhältnisse der Flüsse in der Region. Hinzu kommen Grubenwassereinleitungen des aktiven Braunkohlebergbaus und Überleitungen aus angrenzenden Einzugsgebieten (Neißewasserüberleitung, Oder-Spree-Kanal). Im Zuge der Einstellung der Braunkohleförderung wird sich der Durchfluss der Spree durch den Wegfall der Sümpfungswässer deutlich verringern.

Die Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft mit ihren traditionsreichen Karpfenteichwirtschaften im Einzugsgebiet der Spree nimmt wichtige Aufgaben des Naturschutzes wahr und trägt den Status eines UNESCO-Biosphärenreservates. Die Bewirtschaftung der zahlreichen Karpfenteiche umfasst dabei eine zyklische Wassernutzung, welche Bestandteil des Wassermanagements der Spree und der Schwarzen Elster ist. In ihrem weiteren Verlauf in Brandenburg formt die Spree im UNESCO-Biosphärenreservat Spreewald ein Binnendelta, das von Fließen und Kanälen durchzogen ist. Deren Abfluss wird durch Stauhaltungen und Schleusen gesteuert. Die Landschaft des Spreewalds ist ein bedeutsamer Wasserverbraucher im Einzugsgebiet der Spree, ebenso wie die Stadt Berlin.

Untersuchungsgebiet im Lausitzer Revier (Kreis) im Verbund mit den relevanten Einzugsgebieten  © LfULG

Herausforderungen

  • Wegfall der Sümpfungswassermengen bei Stilllegung der noch aktiven Tagebaue Nochten und Reichwalde in Sachsen
  • Flutung stillgelegter Tagebaurestlöcher und Nachsorge der Tagebaufolgeseen
  • veränderte Fließquerschnitte, teilweise ohne Grundwasserkontakt
  • Bereitstellung von Wasser aus benachbarten Einzugsgebieten durch Überleitungen
  • Sicherung des Spreewaldes als Biosphärenreservat und der Wasserversorgung der Stadt Berlin
  • Erhalt der traditionellen Karpfenteichwirtschaft als anerkannter und wichtiger Wirtschaftszweig sowie der dafür geschaffenen landschaftsprägenden Teiche
  • ausgeprägte Nutzung der Gewässer zu Naherholungs- und Tourismuszwecken

Eine besondere Herausforderung kommt der Bewältigung zukünftiger klimatischer Extremereignisse, wie zunehmender Starkniederschläge und Dürren zu. Die Modelle zur Flussgebietsbewirtschaftung werden vor diesem Hintergrund aktualisiert und weiterentwickelt. Ziel ist es, die hydrologischen und wasserwirtschaftlichen Besonderheiten der bergbaulich geprägten Gebiete sowie die Veränderungen durch den Klimawandel besser abzubilden und eine Bewertung zukünftiger Wasserhaushaltsentwicklungen zu ermöglichen sowie dementsprechend Maßnahmen abzuleiten.

Das Mitteldeutsche Revier erstreckt sich auf die drei Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Im sächsischen Teil des Mitteldeutschen Reviers befinden sich die Einzugsgebiete der Weißen Elster und der Mulde. Während das Einzugsgebiet der Mulde sächsischen Ursprungs ist, erfordert die Bewertung der Weißen Elster eine länderübergreifende Betrachtung (vgl. Abbildung). Das Mitteldeutsche Revier ist besonders durch eine ausgeprägte Seenlandschaft südlich von Leipzig charakterisiert, welche aus einer Vielzahl gefluteter Tagebaurestlöcher, Speicher und Fließsysteme besteht. Durch den Bergbau wurde die Gewässerstruktur in der Region künstlich überprägt und ist in ihren natürlichen Läufen nur noch fragmentiert vorhanden. Stark ausgebaute und begradigte Fließquerschnitte sind ebenso vorzufinden wie Fernwasserleitungen und Wasserüberleitungen aus anderen Einzugsgebieten (z. B. Muldewasserüberleitung). Neben der Versorgung der Stadt Leipzig mit Trinkwasser und der Niedrigwasseraufhöhung spielt der Hochwasserschutz eine zentrale Rolle, ebenso wie die Wasserversorgung wasserabhängiger Ökosysteme wie des naturschutzfachlich bedeutsamen Leipziger Auwaldes.

Untersuchungsgebiet im Mitteldeutschen Revier (Kreis) im Verbund mit den relevanten Einzugsgebieten  © LfULG

Herausforderungen

  • Wegfall der Sümpfungswassermengen bei Stilllegung der noch aktiven Tagebaue Vereinigtes Schleenhain und Profen
  • Flutung stillgelegter Tagebaurestlöcher und Nachsorge der Tagebaufolgeseen
  • veränderte Fließquerschnitte, teilweise ohne Grundwasserkontakt
  • Bereitstellung von Wasser aus benachbarten Einzugsgebieten durch Überleitungen
  • Sicherung des Leipziger Auwaldes
  • aktive Wirtschaftsregion mit vielen Industriestandorten und einem steigenden Wasserbedarf
  • ausgeprägte Nutzung der Gewässer zu Naherholungs- und Tourismuszwecken
  • Siedlungsdruck in die ländlichen Gebiete

Eine besondere Herausforderung stellt die Bewältigung zukünftiger klimatischer Ereignisse dar.

In diesem Zusammenhang laufen gegenwärtig Untersuchungen, die die Niedrigwassersituation an ausgewählten Gewässern im Südraum Leipzig analysieren. Gleichzeitig werden Modelle zur Flussgebietsbewirtschaftung entwickelt, die die hydrologischen und wasserwirtschaftlichen Besonderheiten der bergbaulich geprägten Gebiete berücksichtigen und anhand spezifischer Szenarien in die Zukunft transferieren. Eine Bewertung zukünftiger Wasserhaushaltsentwicklungen wird angestrebt.

Mehr zum Thema Oberflächenwassermenge und Braunkohlebergbaufolgen auf die Gewässer finden Sie u. a. unter folgenden Links:

Bei Fragen oder Anregungen wenden Sie sich gerne an die zuständigen Bearbeiter (Team und Kontakte) oder an das Funktionspostfach regionet.wasser.boden.lfulg@sachsen.de.

 
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